Sie sind hier: Startseite

Angedacht


Liebe Gemeinde,


„Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose.„ Vielleicht haben Sie diesen Satz aus einem Gedicht von Gertrude Stein aus dem Jahr 1913 schon einmal gehört. Unzählige schlaue Köpfe haben sich Gedanken über die Bedeutung gemacht – und sind fast alle zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Ich weiß zwar kaum etwas über die Dichterin; aber ich kann mir gut vorstellen, dass sie bei all den Deutungen gelacht hätte. Denn ich vermute, wie manche andere, dass es nichts zu deuten gibt. Es ist nur ein Sprachspiel und besagt halt nichts als: „Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose.„ Schön, dass wir uns Gertrude Stein zufolge darauf verlassen können.

„Wer sagt ihr denn, dass ich sei?„ (Matthäus 1615, Monatsspruch für September) fragte Jesus einmal seine Jünger. „Du bist der Gesalbte, der Sohn des lebendigen Gottes„, antwortete ihm Simon. Dafür lobt Jesus ihn und sagt ihm, dass er der Fels ist („Petrus„ nach dem griechischen Wort für „Fels„). Auf diesen Felsen will Jesus seine Gemeinde bauen.

Ich glaube natürlich, dass Simon Petrus recht hat. Aber trotzdem ist Jesus weit mehr, als Petrus sagt: in ihm wird Gott Mensch, in ihm trägt er meine Schuld, in ihm überwindet er den Tod … und tut und sagt durch ihn noch unendlich viel mehr. Vielleicht hätte Gertrude Stein auf Jesu Frage, wer er ist, ja geantwortet: „Du bist Jesus, bist Jesus, bist Jesus, bist Jesus.„ Damit hätte sie keinen Aspekt vergessen.

Weil ich Gott in allen Facetten meines Lebens brauche, brauche ich all das, wie er sich zeigt und wie er wirkt – ohne ihn damit je festzulegen. Und so bin ich froh, dass ich auf Jesu Frage am ehesten antworten würde: Mein Gott ist mein Gott ist mein Gott ist mein Gott. Und weil ich das nicht weiter deuten muss, kann ich mit ihm an meiner Seite befreit über alle komplizierten Deutungen schlauer Köpfe lachen. Schön, dass ich mich darauf verlassen kann.

Mögen Sie davon in diesem Sommer viel spüren!

Ihr

Daniel Lischewski, Pfr.