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Angedacht


Liebe Gemeinde,


„Es war in der Waschküche!„ Nicht nur wir Jugendlichen, sondern auch die anderen im Gottesdienst schauten erst verblüfft und mussten dann aufpassen, nicht zu lachen. Der alte Pfarrer aus der Nachbargemeinde hatte uns von seinem Bekehrungserlebnis erzählt. Mit einem Korb Wäsche auf dem Weg zur Waschmaschine erwischte ihn der Heilige Geist und begegnete ihm Jesus. Selbst wenn es mir genauso gegangen wäre – ich würde nie damit hausieren gehen oder es in einer Predigt erwähnen.
Ich finde die Aussage von damals noch immer befremdlich. Ich will gar nicht bestreiten, dass manche Menschen solche Erlebnisse haben und sie dadurch zum Glauben finden. Aber dass sich Gott so sonderbare Wege zu Menschen sucht, das kann ich mir kaum vorstellen.
Nebenbei aber bin ich auch ein bisschen neidisch. Ich habe so etwas nicht erlebt. Nie ist mir Jesus erschienen, nie habe ich den Heiligen Geist so gespürt. Der alte Pfarrer aber konnte den Monatsspruch für Dezember auf sich beziehen: „Meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern.„
(Lukasevangelium 2, 30-31) In der Bibel sagt das auch ein alter Mann: Als Sime-on den neugeborenen Jesus sieht, erkennt er ihn und stellt fest, dass er jetzt in Frieden sterben kann.
Diese direkte Begegnung mit Jesus … manchmal vermisse ich sie. Und was könnte ich ihn nicht alles fragen … nach dem Ende von Kriegen, dem Rezept gegen den Klimawandel und den Rechtsruck in Deutschland und anderes mehr.

Dabei ist er gar nicht fern. Zwar gibt er keine Antworten auf Fragen; aber ich bin überzeugt: Er ist an unserer Seite – als der Auferstandene, als der, der am Kreuz stirbt – und nicht zuletzt als der Mensch, dessen Geburt wir an Weihnachten feiern. In ihm kommt Gott uns nahe und bleibt bei uns – selbst in der Waschküche, wenn wir mit dem Wäschekorb auf dem Weg zur Waschmaschine sind.
Mögen Sie an diesem Weihnachten etwas davon spüren – und sie so selbst zu denen werden, an denen andere spüren, dass Gott sich sehen lässt!
Ihr

Daniel Lischewski, Pfr.