Zum Nachdenken

Apostelgeschichte 16,9-15
Innerer Friede
Der Evangelist Lukas nimmt es an der oben genannten Stelle in der Apostelgeschichte ganz genau. Er schildert sogar den Reiseverlauf des Apostels Paulus und seiner Helfer. Wenn er es so genau schreibt, dann muss es ihm wichtig sein. In der Tat ist es hier wichtig, dass Paulus einen Ruf vernimmt und diesem Ruf folgt. Schon einmal hatte Paulus einen Ruf vernommen, damals vom auferstandenen Jesus selber, und war diesem Ruf nicht nur gefolgt, sondern hatte dafür sein ganzes Leben umgekrempelt. Er wurde vom Christenverfolger zum Liebhaber alles Christlichen. Und zu einem leidenschaftlichen Verfechter der Liebe zu anderen – ganz gleich, aus welcher Religion sie kamen und die Taufe begehrten. Wenn es ums Christentum geht, hofft Paulus auf die Liebe von Menschen und arbeitet in der ersten Reihe.
Auch er war plötzlich in der ersten Reihe: Friedrich Ebert, der Sozialdemokrat, der vor 100 Jahren gestorben ist (am 28.2.). Am 11. Februar 1919 wurde er mit 48 Jahren zum ersten deutschen Reichspräsidenten gewählt und stand nun der Weimarer Republik vor, nach Jahrhunderten der Monarchie. Die hatte 1918 abgedankt. Es folgten schwierige Zeiten in Deutschland. Das neue Parlament zog nach Weimar um, weil man in Berlin um Leib und Leben der Parlamentarier fürchtete.
Der Erste Weltkrieg (1914–1918) war für Deutschland verloren; viele wollten das nicht anerkennen und sprachen von einem „Dolchstoß„ aus der Heimat, der die Soldaten zur Kapitulation gezwungen habe. Ebert mühte sich, die Republik beieinander zu halten – und starb mit 54 Jahren an einer Bauchfellentzündung. Ihm folgte Paul von Hindenburg im Amt des Reichspräsidenten.
Für unser Land war das eine schwere Zeit mit innenpolitischen Kämpfen von Rechten gegen Linke. Und niemand konnte Fremde um Hilfe rufen. Im Gegenteil. Unser Land musste für den verlorenen Krieg Reparationen an andere Länder zahlen. Immerhin anerkannten viele, dass Ebert ein ehrbarer Mann war, der den inneren Frieden in der
Gesellschaft gesucht habe.
Wie nötig haben wir es auch heute, einen Ausgleich zu finden bei den vielen Ansichten, die unser Land beherrschen.
Wir können die große Politik nicht beeinflussen; wir können aber selber daran arbeiten und unsere eigene Meinung nicht für die einzig richtige halten. Gebe uns Gott, dass wir seine Weisung suchen, ihr folgen und unser Land inneren Frieden findet.
Ihr Pfarrer
Michael Meister
