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Angedacht


Liebe Gemeinde,


„Hier stehe ich. Ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen.„

Vor gut 500 Jahren soll Martin Luther beim Reichstag in Worms diese Worte gesagt haben. Niemand von den damals Anwesenden berichtet etwas von den ersten beiden dieser Sätze. Nur das „Gott helfe mir. Amen.„ hat er wohl tatsächlich gesagt. Allerdings fasst all das sehr gut zusammen, worum es ihm bei seiner Rede ging. Es wirkt fast, als hätte er den Monatsspruch für April dabei vor seinem inneren Auge gehabt: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt.„ (1. Petrusbrief 3,15)

Wir stehen nicht vor einem Reichstag, müssen anders als Martin Luther nicht um Leib und Leben fürchten, wenn wir zu unserem Glauben stehen – und trotzdem ist es nicht immer leicht, uns zu unserer Hoffnung zu bekennen. Wir glauben ja auch komisches Zeug: Der große und erhabene Gott, der alles geschaffen hat, soll vor 2000 Jahren als Mensch auf Erden gewesen sein, geboren als kleines Kind wie jede und jeder von uns. Er soll den Menschen mit Liebe und Barmherzigkeit begegnet sein und sie aufgefordert haben, genauso miteinander umzugehen. Schwerstkranke soll er geheilt und schwerste Schuld vergeben haben. Er soll gekreuzigt worden, gestorben und begraben worden sein, aber drei Tage später wieder lebendig gewesen sein. Und unsere Hoffnung ist, dass es uns irgendwann genauso gehen wird, so dass der Tod für uns nicht mehr das letzte Wort hat.

So komisch das alles klingt, so schwer es oft zu glauben ist – wo immer wir es verleugnen, wird die Hoffnung kleiner: unsere eigene und die anderer. Gerade in Zeiten von Kriegen und Krisen, Egoismus und Egozentrik, erstarkendem Rechtsextremismus und schwächelnder Nächstenliebe ist Hoffnung jedoch besonders wichtig. Sie trägt, und zwar nicht erst irgendwann, sondern hier und jetzt schon. Darum ist der Monatsspruch für April viel aktueller, als ich beim ersten Lesen gedacht habe.

Also ist nicht wichtig, was genau Martin Luther vor gut 500 Jahren gesagt hat, sondern jetzt hier zu stehen, obwohl wir anders könnten. Und wir dürfen uns sicher sein: Gott hilft uns. Amen.

Bleiben Sie gesegnet und behütet

Ihr

Daniel Lischewski, Pfr.